Bares für Rares: Von Gerhard Richter: Expertise treibt Verkäufer Schweißperlen auf die Stirn
Ein Kunstschatz aus der Nachbarschaft – Gerhard Richter bei „Bares für Rares“
Horst Lichter begrüßt gut gelaunt Daniela und Peter aus Kerpen-Kaster, einem kleinen Ort in Nordrhein-Westfalen. Beide sind beruflich fest eingespannt – sie als Erzieherin, er als Sekretär. Gemeinsam haben sie Zwillinge im Alter von 18 Jahren, die bereits fast flügge sind. Ein spannender Alltag also, der wenig Raum für große Hobbys lässt. Doch heute bringt das Paar ein ganz besonderes Stück mit: ein Bild des weltberühmten Künstlers Gerhard Richter.
Das Werk wurde Daniela vor rund 20 Jahren von ihrem damaligen Chef geschenkt – als Dank für ihre Hilfe beim Umzug. Seitdem hängt es bei ihnen zu Hause, doch über seinen tatsächlichen Wert wussten sie bislang wenig. Experte Dr. Colmar Schulte-Goltz erkennt das Bild sofort wieder: Es zeigt die sogenannte „Domecke“ – ein fotorealistisches Motiv des Kölner Doms, umgesetzt als Offsetdruck nach einer Ölvorlage von 1987.
Gerhard Richter, ursprünglich aus Dresden, lebt seit vielen Jahren in Köln. Seine künstlerische Arbeit umfasst ein breites Spektrum – von Fotorealismus über abstrakte Malerei bis hin zur Konzeptkunst. Die „Domecke“ gehört zu einer Reihe von Werken, die Richter auf Basis eigener Fotos aus dem Jahr 1984 angefertigt hat.
Das konkrete Werk, das Daniela und Peter mitgebracht haben, stammt aus einer limitierten Auflage von 1000 Exemplaren, die zur 750-Jahr-Feier des Kölner Doms herausgegeben wurde.
Das Besondere an diesem Exemplar: Es trägt eine sogenannte Gefälligkeitssignatur von Richter selbst – eine Handsignatur, die bei dieser Auflage eigentlich nicht vorgesehen war. Leider befindet sich das Blatt nicht mehr in perfektem Zustand: Es zeigt Wellen, Kratzer und leichte Verschmutzungen im unteren Bereich. Trotzdem schätzt der Experte den Wert des Werkes auf 2.200 bis 2.700 Euro.
Im Händlerraum sorgt der Name Gerhard Richter für Aufsehen. Die Händler erkennen sofort die Bedeutung des Künstlers – und den Seltenheitswert des signierten Drucks. Schnell entbrennt ein lebhaftes Bietergefecht. Die Gebote steigen von anfänglichen 1.000 Euro auf schließlich 2.550 Euro, angeboten von Händlerin Waldi. Daniela und Peter willigen ein – und freuen sich sichtlich über den deutlich höheren Verkaufspreis als erwartet.
„Ich finde es großartig – und es ist schön, dass das Bild in Köln bleibt“, resümiert Waldi zufrieden. Für Daniela und Peter endet der Tag mit einem satten Gewinn, einem großen Lächeln – und einem Händedruck von Horst Lichter.