„Es ist Zeit, loszulassen“: Die Geschichte einer großen Liebe rührt Horst Lichter zu Tränen
Ein 55-Jähriger möchte bei „Bares für Rares“ Schmuck verkaufen, den er seiner verstorbenen Frau vor mehr als 35 Jahren geschenkt hat. „Es ist Zeit, loszulassen“, sagt er. Horst Lichter rührt die Geschichte dieser großen Liebe zu Tränen.
Köln – Dass Horst Lichter die Empathie besitzt, sich auf seine Gäste und deren häufig persönliche Geschichten bei „Bares für Rares“ einzulassen, wissen regelmäßige Zuschauer der Sendung im ZDF. Doch dass der Moderator nur mit Mühe die Tränen zurückhalten kann, das gibt es selten.
Doch die Geschichte von Jean-Claude, der in der Nähe von Karlsruhe lebt, war ein solcher Moment. Der 55-Jährige möchte ein Collier aus Gold, besetzt mit Naturperlen und Peridoten, sowie dazugehörende Ohrringe verkaufen. An und für sich nichts Ungewöhnliches – Schmuck liegt bei „Bares für Rares“ häufig auf dem Tisch.
Geschichte einer großen Liebe rührt Horst Lichter zu Tränen
Doch dann beginnt Jean-Claude zu erzählen. Als er 19 Jahre alt war hat er den Schmuck in einem Schaufenster in Marburg entdeckt – und wusste sofort, der passt genau zu seiner Freundin, die er damals gerade kennengelernt hatte. 1700 D-Mark bezahlte er für Kette und Ohrringe. „Das war damals sehr teuer für mich, mein ganzer Monatslohn. Aber das war mir egal, das Mädchen war es mir Wert.“
Aus dem Mädchen wurde später seine Frau und der Goldschmuck das Symbol einer großen Liebe, die 37 Jahre hielt – bis zum Tod seiner Frau. Der Verkauf des Schmucks sei nun ein letztes Loslassen. Wie nahe der Verlust Jean-Claude noch geht, ist ihm anzumerken, während er spricht – und Horst Lichter muss sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischen. Der Moderator ist sichtlich angefasst.
Schmuck-Fachfrau Heide Rezepa-Zabel fällt dann die Aufgabe zu, den Wert von Kette und Ohrringen anhand von Fakten zu erklären. Während die Kette wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts gefertigt worden sei, sind die Ohrringe eher aus der Zeit von 1900 bis 1910. Beides stammt aber aus der Epoche des Jugendstils.
55-Jähriger verarbeitet mit Verkauf bei „Bares für Rares“ Tod seiner Frau
Gearbeitet sei der Schmuck aus 15-karätigem Gold und besetzt mit einer Vielzahl kleiner Naturperlen sowie apfelgrünen Peridoten. Die Steine seien damals von den Engländern gerade erst in Ägypten für das europäische Publikum wiederentdeckt worden. Aber schon Kleopatra – die als eine der schönsten Frauen der Welt gilt – soll die Steine geschätzt haben. „Das passt zu meiner Frau, sie war noch ein Stückchen schöner“, wirft Jean-Claude ein.
Als Verkaufspreis wünscht er sich zwischen 300 und 700 Euro. Heide Rezepa-Zabel geht sogar auf 900 bis 1200 Euro. Letztendlich ist es Jean-Claude aber auch egal. Für ihn geht es darum, den Verlust seiner Frau zu verarbeiten, den Verkaufserlös möchte er an einen bedürftigen Menschen verschenken.
Die Händler wissen von dieser emotionalen Hintergrund-Geschichte des Schmuck-Sets nichts. Von der Qualität der Kette und der Ohranhänger sind sie dennoch angetan. Susanne Steiger steigt mit 350 Euro ein, im Wechsel mit Wolfgang Pauritsch gehen die Gebote auf 500 Euro hoch.
Dann steigt Fabian Kahl ein – und der erhält schließlich den Zuschlag, für 611 Euro. Denn Jean-Claude wünscht sich ausdrücklich eine ungerade Zahl als Verkaufspreis. Und so erfährt der „Bares für Rares“-Zuschauer ganz nebenbei, dass die Händler in ihren gut gefüllten Geldbeuteln nicht nur Scheine, sondern auch die ein oder andere Münze dabei haben – auch wenn die sonst nie gebraucht werden.
Zum Schluss erklärt Jean-Claude dann auch noch die Sache mit den ungeraden Zahlen: „Meine Lieblingszahl ist die 7 – und so zieht sich das durch mein Leben, dass ich mir immer ungerade Zahlen wünsche.“ Der Schmuck seiner verstorbenen Frau wird nun einen neuen Besitzer bekommen – und vielleicht die Geschichte einer neuen großen Liebe schreiben.