Vase von Virtuose: Kellerfund entpuppt sich als frühes Meisterwerk von Émile Gallé | Bares für Rares
Bares für Rares – Jugendstil trifft Geschwisterduo aus Berlin
In dieser spannenden Ausgabe von Bares für Rares begrüßt Horst Lichter das sympathische Geschwisterpaar Merle und Marik aus Berlin.
„So mein Bester, Kolmer – da hat sich jemand mal wieder richtig Mühe gemacht“, begrüßt Horst gewohnt charmant den Experten Sven Deutschmanek. Die Vase, die die beiden mitgebracht haben, wirkt wie vereist – beinahe magisch, mit einem Hauch von frostiger Eleganz.
Geschwister aus dem Marketing – und beide Single!
Merle und Marik stellen sich vor: Sie sind Geschwister, leben in Berlin und arbeiten beide im Marketing. Merle ist im allgemeinen Marketing tätig, während Marik sich auf die Produktion von Werbeclips für Social Media spezialisiert hat. Beide sind Single – „Ich hätte da eine Plattform…“, witzelt Horst.
Fundstück aus dem Keller des Großonkels
Die eindrucksvolle Vase stammt aus dem Nachlass ihres verstorbenen Großonkels. Die beiden haben sie im vergangenen Jahr entdeckt, als sie dessen Haus aufräumten. Der Fund kam völlig überraschend – und löste natürlich Neugier aus.
Experte Deutschmanek übernimmt nun die Vorstellung des Objekts: Die Vase sei kein gewöhnliches Alltagsstück, sondern „ein Höhepunkt der Glaskunst“. Es handelt sich um ein Werk des französischen Jugendstil-Künstlers Émile Gallé – ein Name, der Kennern der Kunstszene glänzende Augen bereitet.
Ein Meisterwerk aus dem Jugendstil
Die Vase ist typisch für Gallé: ein breiter, standfester Korpus, der sich elegant verjüngt und mit zwei kunstvoll gestalteten Henkeln versehen ist. Die Oberfläche ist matt, fast frostig – durch aufwendige Säureätzung erzielt. Die Bemalung mit Emailfarben zeigt filigrane Windröschen, was auf den sogenannten „Anemonen-Dekor“ verweist.
Datierung: circa 1895 – eine frühe Phase Gallés, als er sich zunehmend auf Glaskunst spezialisierte. Die Signatur „Gallé“ ist unten gut lesbar eingeritzt, mit dem Zusatz „déposé“, was auf den gesetzlich geschützten Status hinweist.
Kratzer, Risse – und trotzdem besonders wertvoll
Trotz kleinerer Beschädigungen – unter anderem ein kleiner Abplatzer und Gebrauchsspuren am Boden – bleibt das Stück äußerst beeindruckend. Besonders die Henkel sind empfindlich, wie auch Merle betont: „Man tut sich schnell weh!“
Die Wunschvorstellung der beiden liegt bei 2.000 bis 2.500 Euro – realistisch? Der Experte schätzt den Marktwert auf 2.000 bis 2.200 Euro, angesichts des Zustands jedoch gerechtfertigt.
Auf in den Händlerraum!
Mit der Händlerkarte in der Hand geht es zum spannendsten Teil – dem Verkauf. Die Vase wird sofort bewundert. Susanne Steiger ist begeistert: „Das sieht aber schön aus mit dem Oberteil, sehr französisch!“ Die Signatur Gallés überzeugt auch die anderen.
Die Händler erkennen das Potenzial – trotz der sichtbaren Schäden. Erste Gebote starten bei 250 Euro, steigen aber schnell an. Die Expertise zur Frühphase Gallés macht Eindruck. Die Windröschen werden als Anemonen erkannt – ein typisches Motiv.
Bietergefecht bis zum Schluss – 2.000 Euro erzielt!
Die Gebote klettern rasch: 500, 800, 1.200, 1.400, 1.700, 1.750… schließlich bietet Susanne 2.000 Euro – und erhält den Zuschlag. Die Freude ist groß.
„Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Susanne strahlend. Merle und Marik sind überglücklich: „Das geht direkt in die Reisekasse!“
Zum Abschied rät Horst: „Wenn im Keller so was steht – was findet ihr dann erst im Wohnzimmer?“